Freitag, 4. Februar 2011

Evas Wortmeldung vom 4.2.2011: "Fräulein Jaegers Gespür für Kälte"

Meine Ärztin würde mich wohl nur milde belächeln, setzte ich ihr die Theorie auseinander, die mich mit jedem Tag der Starre, in die mich mein blöder Körper zwingt, mehr überzeugt:  

In mir sitzt ein Splitter des Spiegels der Schneekönigin. 

Nicht im Auge, denn ich kann nach wie vor Schönes entdecken und mich daran freuen. Auch mein Herz scheint zwar schlapp, aber nach wie vor begeisterungsfähig.
Aber irgendwo, vielleicht in der Lunge, oder im Nacken, oder im Bauchnabel... irgendwo da muss er sein!

Wie sonst ließe sich erklären, dass ich, die sonst manchmal fast angewidert morgens fluchtartig das Bett verlässt, weil ihr zu warm unter der Decke wurde, nun bibbernd unter zwei ebensolchen liegt, eine Wärmflasche mit den Füßen, eine andere mit den Fingern umkrallend - ganz zu schweigen von den zwei Paar Socken, Rock über Hose und drei Pullovern, die ebenfalls noch um mich herum geschichtet sind? 

Und dass ich mich trotz der oben erwähnten Maßnahmen nicht im Mindesten warm fühle? 

Und dass ich zwar sehe, dass die flauschigste (und ich fürchte auch fettgepolstertste) aller Katzen auf meinem Bauch liegt, ich aber lediglich Druck und keine Wärme spüre?

Ich weiß, dass dieser Raum fürchterlich warm sein muss, denn die Schokolade (die einfach so auf dem Tisch, nicht etwa unter der Lampe oder besagter Katze lag), die überdies auch nicht mehr imstande ist, mich mit innerlicher Wärme zu füllen, bekommt beim Abbrechen eines Riegels Dellen (schmilzt jedoch nicht an meinen Eiszapfen-Fingern...)! 

Und die Käserinden vom zeitlich nicht sehr weit entfernten Frühstück (das appetitlos um 14 Uhr verdrückt wurde, und das eigentlich nur, weil auf dem Beipackzettel "morgens nach dem Essen einnehmen" stand ...) sind schon steinhart... .

Die Blumen könnte man auch permanent gießen...

All das sagt: jedem anderen wäre in diesem Raum ganz fürchterlich heiß!

Warum also nicht mir? Ich kann es mir nicht anders erklären... er muss dort sein, der gemeine winzige und doch so wirkungsvolle Splitter, irgendwo tief in mir... !

Bleibt mir also nur zu hoffen, dass er sich ganz ganz langsam auch in Tee auflösen wird ... und dass es so schnell keinen Schnee mehr geben wird, denn sonst wird sie bestimmt kommen, die Schneekönigin, auf ihrem Schlitten, der immer dort ist, wo das Schneegestöber am dichtesten ist... und mich nehmen und verschleppen in ihr Schloss und kein Kay und keine Gerda wird mich dort suchen und retten können!

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